CUSHING

Equines Cushing Syndrom (ECS) oder Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID)

Allgemeines

Das Equine Cushing Syndrom (ECS) oder einfach „Cushing“ beim Pferd ist im weitesten Sinne eine neurologisch bedingte Hormonstörung. Es beruht auf einer Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüse (zum Teil bedingt durch einen gutartigen Tumor). Die Erkrankung kann sich in vielfältigen Symptomen äußern (s. unten).

Laut aktuellen Studien betrifft diese Hormonstörung etwa 1/5 aller Pferde über 15 Jahre. Es können aber auch jüngere Pferde betroffen sein.
Auch Esel können erkranken.

Symptome

Es können mehrere oder auch nur einzelne Symptome auftreten. Die typischsten Symptome einer Cushing-Erkrankung sind:

  • Fellwechselstörungen (verzögerter Fellwechsel, unverhältnismäßig langes und dichtes Fell, z. T. gelockt)
  • Hufrehe, auch in immer wiederkehrenden Schüben oder zu ungewöhnlichen Jahreszeiten (Winter)
  • Muskelabbau, Senkrücken, Hängebauch
  • Übermäßige Fettdepots über den Augen, an Mähnenkamm, Kruppe und hinter der Schulter (Vorsicht, auch bei EMS vorhanden)
  • Vermehrtes Schwitzen auch ohne Anstrengung
  • Leistungsschwäche, Teilnahmslosigkeit
  • Schwaches Immunsystem und vermehrt immunbedingte Erkrankungen (Hautpilz, Augenentzündung, Hufabszesse)
  • Vermehrtes Trinken und vermehrter Harnabsatz
  • Schlechte Wundheilung
  • Fruchtbarkeitsstörungen

Diagnose

Die Diagnostik erfolgt mittels eines einfachen Bluttests. Hier wird die Höhe des ACTH-Spiegels bestimmt. ACTH (Adenocorticotropes Hormon) ist ein Hormon, das von der Hirnanhangsdrüse produziert wird und im Endeffekt die Ausschüttung von unter anderem Cortisol in der Nebennierenrinde steuert. Bei Cushing ist der ACTH-Wert abnormal erhöht.

Allerdings kann die Ausschüttung des Hormons auch bei Schmerzen und Stress (z. B. bei einem akuten Hufreheschub, einem Hufabszess, einer Allergie oder auch einfach nur einem gestressten, ängstlichen Pferd bei der Blutentnahme) erhöht sein. Dies muss vom Tierarzt bei der Beurteilung der Ergebnisse mit einbezogen werden.

In der Regel wird daher während einer solchen schmerzhaften Erkrankung kein Blut für einen Cushing-Test abgenommen. Wenn allerdings ein Pferd z. B. ohne erkennbare Ursache an Hufrehe leidet und der Schub nicht in den Griff zu bekommen ist, lohnt es sich in manchen Fällen trotzdem, parallel eine Cushing-Diagnostik einzuleiten. Der Wert muss dann mit Vorsicht interpretiert werden, kann aber einen zusätzlichen Hinweis geben (wenn er niedrig ist, ist zumindest Cushing ausgeschlossen!).

Insgesamt sollte nie der Blutwert isoliert betrachtet werden, sondern immer in Zusammenhang mit dem Pferd selbst und der möglicherweise bestehenden aktuellen Problematik.

Mit einem dynamischen Test (Dexamethason-Suppressions-Test) können unklare Verdachtsfälle weiter eingegrenzt werden. Dabei werden mehrere Blutproben vor und nach Injektion eines Cortison-Präparates untersucht. Aufgrund der Cortison-Injektion ist dieser Test allerdings bei Hufrehe gefährdeten Pferden kritisch zu beurteilen.

Therapie

Grundsätzlich ist die Erkrankung nicht heilbar und progressiv fortschreitend. Allerdings kann man in den hormonellen Kreislauf mit Medikamenten regulierend eingreifen und somit die Symptome und vor allem entstehende Sekundärerkrankungen abmildern.

Ein sogenannter Dopaminagonist (Pergolid, enthalten in Medikamenten wie Prascend® und Pergoquin®) gleicht den Mangel an Dopamin in einem bestimmten Gehirnareal (Hypothalamus – dieser reguliert die Hormonausschüttung in der Hirnanhangsdrüse) aus.
Dadurch wird die Produktion von ACTH in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) verringert. Entsprechend wird auch weniger Cortisol in der Nebennierenrinde gebildet und der Hormonhaushalt reguliert sich.

Das Medikament ist lebenslang täglich zu verabreichen. Anfangs wird die Dosis unter engmaschiger Kontrolle passend eingestellt. Langfristig sollten mindestens jährliche Blutkontrollen erfolgen, um gegebenenfalls die Dosis rechtzeitig anzupassen.

Verbesserungen des klinischen Bildes können frühestens nach 3-4 Wochen, meistens jedoch erst nach 6-12 Wochen erwartet werden.

Wie jedes Medikament kann auch dieses mit Nebenwirkungen einhergehen und sollte daher nur nach vorheriger Diagnosestellung durch den Tierarzt eingesetzt werden. Häufigste Nebenwirkungen sind vorübergehende Inappetenz und Apathie. Diese treten allerdings nur selten auf und können oftmals mit einer anfänglichen Dosisreduktion verbessert werden.

Fütterung

Die Fütterung von Pferden mit PPID sollte grundsätzlich kohlenhydratarm und je nach Erscheinungsbild proteinreich (bei Muskelabbau) erfolgen. Ein gutes Grundfutter, ein passendes Mineralfutter und gegebenenfalls eine Zufütterung mit Luzernecobs, Heucobs und/oder unmelassierten Rübenschnitzeln und hochwertigen Ölen (z. B. Leinöl) bei erhöhtem Energiebedarf. 

Auf Getreide und melassierte Futtermittel (in den meisten handelsüblichen Müslis enthalten) sollte gänzlich verzichtet werden.

Bei Vorbelastung durch Hufrehe sollte möglichst eine grasfreie Haltung angestrebt werden. Ist das Pferd bisher nicht an Hufrehe erkrankt, kann der Weidegang kontrolliert und angepasst ermöglicht werden (ggf. Fressbremse).

Gutschein-Aktion von Boehringer

© Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, 2021

Wie bereits in den letzten Jahren bietet die Firma Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH im Rahmen der Aktion an, die Laborkosten für eine Erstuntersuchung auf Cushing zu übernehmen. Auf der Webseite www.cushing-hat-viele-gesichter.de können interessierte Pferdebesitzer/innen dann den Gutschein herunterladen. Dieser muss zum Blutentnahme-Termin mitgebracht werden. Die Kosten für Blutentnahme, Versand der Proben und Besprechung der Ergebnisse durch den Tierarzt müssen trotzdem von der/dem Pferdebesitzer/in getragen werden.
Der Gutschein gilt nur für erstmalige Verdachtsfälle und nicht für reguläre Kontrollen!

Die Aktion läuft vom 16.8. bis zum 30.9.2021.

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