HERPESVIRUS

Equines Herpesvirus

Allgemeines

Bei der Herpesviruserkrankung des Pferdes handelt es sich um eine Tröpfcheninfektion. Das Virus kann bis zu 14 Tage in der Umwelt überleben, kann aber keine großen Distanzen überwinden. Eine Infektion erfolgt bei direktem Kontakt mit einem Ausscheider. Menschen (oder auch Hunde und andere Tiere) können aber als Überträger fungieren. Eine Verschleppung erfolgt meist über Kleidung, Futtereimer etc.
Menschen können sich allerdings nicht selbst mit dem Equinen Herpesvirus infizieren.

Nach überstandener (auch symptomloser) Infektion kann es zu einer Persistenz des Virus im Organismus des Pferdes kommen. In Stresssituationen (auch Stallwechsel, Turnier, etc.) kann das Virus reaktiviert werden und erneut zur aktiven Infektion führen.

Hier eine kurze Übersicht der Herpesviren beim Pferd:

EHV-1: Das bekannteste Equine Herpesvirus, das mit der neurologischen Verlaufsform einen tödlichen Ausgang haben kann. Spätaborte in der Trächtigkeit sind möglich. Impfung vorhanden (s. unten).

EHV-2: Beteiligung an Augenentzündungen (Viruskeratitis).

EHV-3: Bläschenausschlag an den Genitalien.

EHV-4: In der Regel respiratorische Verläufe mit Fieber, Husten und Nasenausfluss (identisch zur 1. Phase bei EHV-1). In seltensten Fällen ist auch bei diesem Virustyp eine neurologische Verlaufsform möglich. Meist bleibt es aber bei Infektionen der Atemwege. Impfung vorhanden (s. unten).

EHV-5: Beteiligung an Augenentzündung, zusätzlich seit neustem bekannter Zusammenhang mit EMPF (Equine multinodular pulmonary fibrosis). Hier kommt es zu übermäßiger Vermehrung des Bindegewebes in der Lunge, wodurch Atemproblemen entstehen. Diagnose u. a. mittels Lungenröntgen.

EHV-1

Ein paar Informationen speziell zum EHV-1, da dieses den schlimmsten Verlauf nehmen kann:

Die Inkubationszeit beträgt 2-10 Tage. Zunächst fallen unspezifische Allgemeinsymptome wie (hohes) Fieber bis 40,5°C, Husten und Augen- sowie Nasenausfluss auf. Bei tragenden Stuten können Spätaborte im letzten Drittel der Trächtigkeit oder Totgeburten auftreten.

Infektiös sind die Pferde allerdings oft bereits vor dem ersten Auftreten von Fieber, was eine rechtzeitige Isolation erschwert.

Nach der systemischen Virämie kann die Erkrankung in die neurologische Verlaufsform übergehen. Hierbei entstehen durch mikrovaskuläre Infarkte (also Mini-Blutgerinnsel) im Bereich des Rückenmarks neurologische Defizite. Diese führen anfangs zu Koordinationsstörungen (Ataxie), oft kommt es zeitgleich zur Blasenlähmung und schließlich zu einer kompletten Lähmung der Hinterhand. Die Pferde kommen zum Festliegen und werden meist in diesem Stadium euthanasiert.

Eine Heilung ist nicht ausgeschlossen und bei entsprechender Unterstützung (Aufhängung mittels Bauchgurten) immer wieder beschrieben. In dieser Zeit muss in regelmäßigen Abständen oder per Dauerkatheter Harn abgelassen werden, um einer Blasenruptur vorzubeugen. Nicht selten können hierdurch zusätzlich Harnwegsinfekte entstehen. Ein Behandlungsversuch im späten neurologischen Stadium sollte gut überlegt sein, da es meist für das Pferd wochenlange schwerste Belastung mit ungewissem Ausgang bedeutet.

Diagnose

Die Diagnose erfolgt mittels Nasenabstrich bei klinischem Verdacht.

Bei Spätaborten werden Proben aus dem Abortmaterial eingeschickt, daher bewahren Sie bitte alles auf, bis Sie mit Ihrem Tierarzt gesprochen haben.

Therapie

Eine kausale Therapie ist nicht bekannt – alle Behandlungsversuche mit antiviralen Medikamenten sind bisher erfolglos. Somit bleibt nur eine symptomatische Therapie mittels Entzündungshemmung, Vitamin-E-Supplementierung, Katheterisierung der Blase bei Lähmung und prophylaktischer Abdeckung mit Antibiotika (vorbeugend bei Blasenkatheter).

Prophylaxe - was kann der Besitzer tun?

Bei ALLEN fieberhaften Erkrankungen sollte eine sofortige Isolation des betroffenen Pferdes vorgenommen werden. Dies bedeutet:

  • kein Kontakt zu anderen Pferden
  • kein Kontakt zu anderen Menschen außer dem Besitzer (auch nicht zu Stallarbeitern!)
  • kein Kontakt mit Eimern, Schubkarren oder Mistgabeln, die auch bei anderen Pferden verwendet werden

Der jeweilige Besitzer oder Pfleger sollte ebenso keinen Kontakt zu anderen Pferden haben (oder vorher die Kleidung und Schuhe vollständig wechseln bzw. Überziehkleidung verwenden).

WICHTIG! Desinfektion von Händen und Schuhen sowie allen anderen Gegenständen, die mit dem erkrankten Pferd in Kontakt kommen.

In Fällen von fieberhaften Erkrankungen, die nach wenigen Tagen abklingen, mag dies übertrieben erscheinen. Tatsächlich wissen wir aber oft erst im Nachhinein, ob es sich um einen harmlosen Infekt handelt oder doch um eine der gefürchteten Infektionskrankheiten (Herpes, Influenza, Druse).

Impfung

Und noch ein paar Worte zur Impfung:

Eine Einzeltierimpfung schützt im Falle des Herpesvirus nicht vor Infektion. Die Impfung hat zum Ziel, die Ausscheidung und damit die Viruslast innerhalb eines Bestandes zu senken und somit bei Infektion zu einem schnelleren Abklingen derselben zu führen.

Es kann auch ein geimpftes Pferd erkranken und sogar versterben. Wir wissen aber, dass im Vergleich weniger schwere Verläufe in geimpften Beständen auftreten, als in ungeimpften.

Wenn möglich, ist es sinnvoll, alle Pferde eines Bestandes zeitgleich (oder zumindest zeitlich nah beieinander) zu impfen.

Es stehen drei verschiedene Impfstoffe zur Verfügung: je ein Lebendimpfstoff und ein inaktivierter Impfstoff nur gegen EHV-1 und inaktivierter Impfstoff gegen EHV-1 und EHV-4.
Nach erfolgter Grundimmunisierung (2 Impfungen im Abstand von 4-6 Wochen bzw. 3-4 Monaten je nach Impfstoff) erfolgen Auffrischungsimpfungen alle 6 Monate. Dieser Abstand sollte konsequent eingehalten werden, um einen optimalen Impferfolg zu erzielen.

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